Finanzlage
- Maßnahmen zur Sicherung der finanziellen Stabilität erfolgreich umgesetzt
- Deutlich positiver Free Cashflow im Jahr 2020
- Erhöhung des Konsortialkredits und Sicherung weiterer Kreditzusagen stellen finanzielle Flexibilität sicher
Grundsätze und Ziele des Finanzmanagements
Das konzernweite Finanzmanagement wird zentral durch die Konzern-Treasury-Abteilung gesteuert. Zu den übergeordneten Zielen gehören die Sicherung der finanziellen Stabilität und Flexibilität, die Gewährleistung der jederzeitigen Zahlungsfähigkeit sowie die Steuerung finanzieller Risiken. Dabei umfasst das konzernweite Finanzmanagement neben der Konzernfinanzierung das Cash- und Liquiditätsmanagement, das Management von Marktpreisrisiken sowie das Management von Kontrahentenrisiken. Konzernweit gültige Treasury-Grundsätze regeln dabei sämtliche treasury-relevanten Sachverhalte wie etwa die Genehmigung von Bankbeziehungen, den Umgang mit Finanzierungsvereinbarungen, das Liquiditäts- und Anlagemanagement sowie das Management von Währungs- und Zinsrisiken.
Bei der Auswahl der Finanzierungsinstrumente im Rahmen der Konzernfinanzierung werden Faktoren wie die Marktkapazität, Finanzierungskosten, Kreditauflagen und Fälligkeiten berücksichtigt. Externe Kredite werden im Rahmen eines „Inhouse-Bank“-Konzepts zentral und überwiegend in der Konzernwährung Euro aufgenommen. Der Finanzierungsbedarf der Konzerngesellschaften wird im Wesentlichen über konzerninterne Darlehen in der jeweiligen Landeswährung gedeckt. Dadurch sollen Größenvorteile genutzt und Kapitalkosten minimiert werden. Vereinzelt werden zudem Kreditlinien mit lokalen Banken vereinbart, um rechtlichen, steuerlichen oder sonstigen Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen. Die Finanzverbindlichkeiten des Konzerns sind generell unbesichert und gegebenenfalls mit marktüblichen Verpflichtungen verbunden, die quartalsweise überprüft werden.
Die wichtigste Liquiditätsquelle des Konzerns stellen die Mittelzuflüsse aus seiner operativen Geschäftstätigkeit dar. Im Zuge des Cash- und Liquiditätsmanagements optimiert und zentralisiert die Konzern-Treasury-Abteilung diese Zahlungsströme. In der Regel transferieren Konzerngesellschaften überschüssige Liquidität etwa im Rahmen eines Cash-Pooling-Verfahrens an die „Inhouse-Bank“. So können Liquiditätsüberschüsse einzelner Konzerngesellschaften zur Deckung des Finanzierungsbedarfs anderer genutzt werden. Dieser konzerninterne Finanzausgleich reduziert den externen Finanzierungsbedarf und senkt so den Zinsaufwand.
Ziel des Managements von Marktpreisrisiken ist es, die Auswirkungen von Zins- und Währungsschwankungen auf den Cashflow zu begrenzen. Der Einsatz von Hedging-Instrumenten, zu denen etwa Devisentermingeschäfte, Devisenswaps oder Zinsswaps gehören, soll den Konzern gegen ungünstige Kursentwicklungen absichern. Risikobericht, Bedeutende finanzielle Risiken
Das Kontrahentenrisiko gegenüber Finanzinstituten entsteht im Wesentlichen bei der Anlage liquider Mittel im Rahmen des Cash- und Liquiditätsmanagements sowie beim Abschluss derivativer Finanzinstrumente im Rahmen des Zins- und Währungsmanagements. Bei Handelsgeschäften achtet der Konzern auf eine möglichst breite Streuung der Volumina sowie darauf, Finanzinstrumente generell nur mit Kontrahenten sehr guter Bonität abzuschließen.
Kapitalstruktur und Finanzierung
HUGO BOSS hat seine finanzielle Flexibilität durch einen revolvierenden Konsortialkredit mit Laufzeit bis zum 30. September 2022 gesichert. Der Konsortialkreditvertrag enthält eine marktübliche Vereinbarung zur Einhaltung der Finanzkennziffer (Covenant) der Finanzierungsstärke, die als Verhältnis von Nettoverschuldung zu operativem Gewinn (EBITDA) definiert ist. Die ursprünglich im Konsortialkreditvertrag festgelegte Ermittlung und einzuhaltende Höhe der Finanzierungsstärke schließt Auswirkungen etwaiger Änderungen von Bilanzierungsstandards auf die Kennziffer aus. Somit bleibt sie auch von den Auswirkungen des seit 2019 anzuwendenden IFRS 16 auf die Kennzahlen Nettoverschuldung und EBITDA unberührt.
Zur Sicherung seiner finanziellen Flexibilität während der COVID-19-Pandemie hat HUGO BOSS im Geschäftsjahr 2020 die Option auf eine Erhöhung seines revolvierenden Konsortialkredits auf nunmehr 633 Mio. EUR ausgeübt (31. Dezember 2019: 450 Mio. EUR). Gleichzeitig hat HUGO BOSS mit seinen finanzierenden Banken eine Covenant-Aussetzung bis zum 30. Juni 2021 vereinbart. Mit Blick auf die für das Geschäftsjahr 2021 erwartete Umsatz- und Ergebnisentwicklung des Konzerns geht HUGO BOSS aktuell davon aus, dass die einzuhaltende Höhe des Covenants im zweiten Halbjahr 2021 deutlich unterschritten wird. Zum Ende des Geschäftsjahrs 2020 wurden 105 Mio. EUR des Konsortialkredits in Anspruch genommen (31. Dezember 2019: keine Inanspruchnahme). Zur weiteren Liquiditätssicherung verfügt der Konzern über bilaterale Kreditlinien in Höhe von 198 Mio. EUR (31. Dezember 2019: 337 Mio. EUR), von denen zum Ende des Berichtszeitraums 161 Mio. EUR beansprucht wurden (31. Dezember 2019: 215 Mio. EUR). Zusätzlich hat sich HUGO BOSS im Geschäftsjahr 2020 weitere Kreditzusagen in Höhe von insgesamt 275 Mio. EUR gesichert. Diese werden von sechs internationalen Banken bereitgestellt und sind teilweise von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) abgesichert. Zum Ende des Berichtszeitraums wurden diese Kreditlinien nicht in Anspruch genommen. Etwaige bis zum Ende der Abruffrist am 9. Juni 2021 in Anspruch genommene Darlehensbeträge wären zum 30. Juni 2022 fällig. Daneben verfügte der Konzern zum Bilanzstichtag über 125 Mio. EUR liquide Mittel (31. Dezember 2019: 133 Mio. EUR). Konzernanhang, Textziffer 15, Finanzlage, Kapitalflussrechnung und Free Cashflow
Insgesamt belief sich das Fremdkapital zum Geschäftsjahresende auf 1.811 Mio. EUR (31. Dezember 2019: 1.876 Mio. EUR). Dies entspricht einem Anteil an der Bilanzsumme von 70 % (31. Dezember 2019: Anteil von 65 %). Davon entfielen 862 Mio. EUR auf kurz- und langfristige Leasingverbindlichkeiten (31. Dezember 2019: 957 Mio. EUR). Diese stehen hauptsächlich im Zusammenhang mit der Anmietung von Einzelhandelsstandorten, Logistik- und Verwaltungsimmobilien. Die kurz- und langfristigen Finanzverbindlichkeiten summierten sich zum Geschäftsjahresende auf 281 Mio. EUR (31. Dezember 2019: 218 Mio. EUR). Vermögenslage, Konzernanhang, Textziffer 9 und 20
Kapitalflussrechnung und Free Cashflow
HUGO BOSS hat im Zuge der Pandemie frühzeitig umfangreiche Maßnahmen im Gesamtvolumen von mehr als 600 Mio. EUR zur weiteren Sicherung des Cashflows eingeleitet und diese im Jahresverlauf erfolgreich umgesetzt.
So konnte insbesondere eine deutliche Reduzierung der operativen Aufwendungen erzielt werden. In diesem Zusammenhang hat HUGO BOSS unter Beachtung sämtlicher rechtlicher Rahmenbedingungen weltweit Maßnahmen zur Anpassung der Arbeitszeiten an die jeweiligen pandemiebedingten Gegebenheiten ergriffen. Auch bei den Vertriebs- und Marketingaufwendungen konnten im Jahresverlauf deutlich Kosten eingespart werden, allen voran im eigenen Einzelhandel. Daneben wurden alle nicht geschäftskritischen Investitionen vorerst aufgeschoben. Vor allem geplante Renovierungen und Neueröffnungen eigener Geschäfte wurden nach Möglichkeit bis auf weiteres ausgesetzt. Zudem konnte HUGO BOSS eine spürbare Verringerung des Bestandszuflusses, vor allem in der zweiten Jahreshälfte, erzielen. Dies erfolgte in enger Zusammenarbeit mit seinen Zulieferern, während gleichzeitig die eigene Produktion an die geringere Nachfrage angepasst wurde. Zur Sicherung der finanziellen Stabilität hatte HUGO BOSS darüber hinaus die Dividendenzahlung für das Geschäftsjahr 2019, mit Ausnahme der gesetzlichen Mindestdividende von 0,04 EUR je Aktie, ausgesetzt. Mit der Thesaurierung des Bilanzgewinns konnte das Unternehmen seine Innenfinanzierungskraft zusätzlich stärken.
Der Free Cashflow, der sich aus dem Mittelzufluss aus betrieblicher Tätigkeit und aus dem Mittelabfluss aus Investitionstätigkeit ermittelt, summierte sich im Geschäftsjahr 2020 auf 164 Mio. EUR und lag damit 64 % unter dem Vorjahr (2019: 457 Mio. EUR).
Der Mittelzufluss aus betrieblicher Tätigkeit lag mit 240 Mio. EUR um 63 % unter dem Vorjahreswert (2019: 652 Mio. EUR). Diese Entwicklung ist hauptsächlich auf den Umsatz- und Ergebnisrückgang im Geschäftsjahr 2020 zurückzuführen. Dank der erfolgreichen Umsetzung umfassender Maßnahmen zur Sicherung des Cashflows gelang es dem Unternehmen, den Rückgang deutlich zu begrenzen. Die Aufschiebung nicht geschäftskritischer Investitionen führte zudem im abgelaufenen Geschäftsjahr zu einem deutlichen Rückgang des Mittelabflusses aus Investitionstätigkeit um 61%. Folglich lag dieser bei 76 Mio. EUR (2019: 195 Mio. EUR). Finanzlage, Investitionen
Der Mittelabfluss aus Finanzierungstätigkeit lag mit 167 Mio. EUR um 65 % unter dem Vorjahresniveau (2019: 472 Mio. EUR). Der Rückgang ergab sich aus der geringeren Dividendenausschüttung für das Geschäftsjahr 2019 sowie einer im Vergleich zum Vorjahr erhöhten Inanspruchnahme der Kreditlinien des Konzerns.
Nettoverschuldung
Die Nettoverschuldung, die sich als Summe aller Finanz- und Leasingverbindlichkeiten abzüglich des Finanzmittelbestands ergibt, verringerte sich zum Ende des Geschäftsjahrs 2020 geringfügig auf 1.004 Mio. EUR (31. Dezember 2019: 1.040 Mio. EUR). Die im Vergleich zum Vorjahr höhere Inanspruchnahme des Konsortialkredits konnte somit insbesondere durch geringere Leasingverbindlichkeiten sowie die erfolgreiche Umsetzung der Maßnahmen zur Sicherung des Cashflows mehr als kompensiert werden. Ohne Berücksichtigung der Auswirkungen des IFRS 16 lag die Nettoverschuldung bei 141 Mio. EUR (2019 ohne Berücksichtigung des IFRS 16: 83 Mio. EUR). Vermögenslage, Konzernanhang, Textziffer 9
Investitionen
Zur Sicherung des Free Cashflows während der Pandemie hatte HUGO BOSS bereits zu einem frühen Zeitpunkt sein Investitionsbudget angepasst und dabei alle nicht geschäftskritischen Investitionen aufgeschoben. Schlussendlich beliefen sich die Investitionen in Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte im Geschäftsjahr 2020 auf 80 Mio. EUR und lagen damit deutlich unter dem Vorjahreswert (2019: 192 Mio. EUR).
Mit 48 Mio. EUR entfiel der Großteil der Investitionssumme erneut auf das eigene Einzelhandelsnetzwerk (2019: 134 Mio. EUR). Den Schwerpunkt der Investitionstätigkeit bildete dabei weiterhin die kontinuierliche Optimierung und Modernisierung bestehender Standorte, auf die 27 Mio. EUR entfielen (2019: 77 Mio. EUR). Dies beinhaltet auch die Verlagerung des wichtigen BOSS Stores im New Yorker Stadtteil SoHo an einen neuen Standort. Zusätzlich wurden 21 Mio. EUR in selektive Neueröffnungen eigener Einzelhandelsgeschäfte investiert (2019: 56 Mio. EUR). Dabei lag der Schwerpunkt der Neueröffnungen auf dem strategischen Wachstumsmarkt China.
Die Investitionen in den Verwaltungsbereich beliefen sich im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 26 Mio. EUR (2019: 44 Mio. EUR). Darin enthalten sind vor allem Investitionen in die IT-Infrastruktur in Höhe von 22 Mio. EUR (2019: 34 Mio. EUR). Neben Investitionen in die weitere Digitalisierung wesentlicher operativer Prozesse zählten dazu auch Investitionen in den globalen Ausbau des eigenen Onlinegeschäfts. Sonstige Investitionen in die Produktions-, Logistik- und Vertriebsstruktur sowie in Forschung und Entwicklung beliefen sich 2020 auf 5 Mio. EUR (2019: 15 Mio. EUR).
Die kumulierten Abschreibungen auf das Anlagevermögen unter Einbeziehung von aktivierten Eigenleistungen beliefen sich im Geschäftsjahr 2020 auf 1.067 Mio. EUR (2019: 993 Mio. EUR). Die bestehenden Verpflichtungen aus begonnenen Investitionsvorhaben beliefen sich zum 31. Dezember 2020 auf 2 Mio. EUR (31. Dezember 2019: 0 Mio. EUR). Konzernanhang, Textziffer 8