Geschäftsbericht 2020

Forschung und Entwicklung

  • Innovations- und Entwicklungsarbeit erfolgt in eigenen Entwicklungszentren
  • Kooperationen mit Marken und Influencern von strategischer Bedeutung
  • BOSS launcht erste vollständig digital entwickelte Casualwear-Kollektion

Ziel der Forschungs- und Entwicklungsarbeit bei HUGO BOSS ist es, Kollektionen und Produkte zu entwickeln, die höchsten Kundenansprüchen an Qualität und Passform sowie Innovation und Nachhaltigkeit gerecht werden. Die Maxime, die besten Produkte der Branche zu entwickeln, folgt dabei dem Grundgedanken, die Begehrlichkeit der Marken BOSS und HUGO nachhaltig zu steigern. Dazu sollen künftig auch verstärkt Kooperationen und Kollaborationen mit bekannten Marken, Influencern und Künstlern beitragen.

Forschung und Entwicklung (F&E) verläuft bei HUGO BOSS entlang des Produktentwicklungsprozesses, der die Umsetzung einer kreativen Idee in ein kommerzielles Produkt beschreibt. Die Arbeit erfolgt dabei in den vier Entwicklungszentren in Metzingen (Deutschland), Coldrerio (Schweiz), Morrovalle (Italien) und Scandicci (Italien). In der Konzernzentrale in Metzingen entwickelt HUGO BOSS den Großteil seiner Kollektionen. Im Kompetenzzentrum in Coldrerio liegt die Verantwortung für die Entwicklung der Produktgruppen Hemden, Krawatten und Strickware sowie für das Design und die Entwicklung von Schuhen, Lederaccessoires und Bodywear. An den Standorten in Morrovalle und Scandicci werden hochwertige Schuhe und Lederaccessoires entwickelt.

Produktentwicklungsprozess

Die kreative Idee sowie die Erwartungen unserer Kunden stehen am Anfang des Produktentwicklungsprozesses. Unter Berücksichtigung der Markenstrategie, der Markenwerte sowie globaler Mega- und Fashiontrends wird ein Kollektionsthema definiert. Die Umsetzung der kreativen Ideen und Designs in konkrete Kollektionsinhalte berücksichtigt zudem den Abverkaufserfolg der vergangenen Saisons, aber auch marktspezifische Charakteristika wie regionale Kaufkraft, Klima, modische Vorlieben und das jeweilige Marktumfeld. Im konventionellen Entwicklungsprozess werden die kreativen Ideen der Designteams im zweiten Schritt in der Modellentwicklung schnitttechnisch umgesetzt. Anschließend verarbeitet die technische Produktentwicklung die Modelle zu Prototypen weiter und testet ihre Eignung im industriellen Produktionsprozess. In der konventionellen Produktentwicklung erfolgt nach der Prototypenerstellung die Anfertigung einer Musterkollektion, um sicherzustellen, dass die Produkte den hohen Ansprüchen des Unternehmens an Qualität und Passform genügen. Im Anschluss erfolgt der Verkauf der Kollektionen an die Großhandelspartner. Nach erfolgter Produktion findet schließlich die Auslieferung der Kollektionen an den Großhandel sowie den eigenen Einzelhandel statt.

Die Digitalisierung der Kollektionsentwicklung ist für HUGO BOSS von hoher strategischer Relevanz und wurde daher auch im Jahr 2020 wesentlich vorangetrieben. Dabei geben die digitalen Arbeitsabläufe dem Unternehmen die Möglichkeit, in seiner gesamten Wertschöpfungskette flexibler zu agieren, die Go-to-Market-Zeit zu verkürzen und sich somit stärker und schneller an aktuelle Verbrauchertrends anzupassen. Auch unter Nachhaltigkeitsaspekten bietet die digitale Produktentwicklung – vor allem aufgrund des Verzichts auf physische Prototypen – erhebliche Vorteile. Mit dem Launch der Pre-Fall-2021-Saison wird BOSS seine erste komplett digital entwickelte Casualwear-Kollektion für die Menswear auf den Markt bringen. Mit insgesamt rund 100 Teilen umfasst die Kollektion sowohl Bekleidung als auch Schuhe und Accessoires. Die Produktentwicklung verlief dabei rein digital, von den ersten Skizzen und der Auswahl der Materialien und Farben über das Prototyping bis hin zur fertigen Kollektion. Diese wurde schließlich mittels des digitalen Showrooms und eines digitalen Lookbooks an die Handelspartner vertrieben. Möglich wird dies durch hochauflösende 3D-Darstellungen, die den Faltenwurf und die Struktur des Stoffes realitätsnah abbilden. Die Kollektion stellt für HUGO BOSS einen wichtigen Meilenstein bei der Digitalisierung seines Geschäftsmodells dar. Bis 2022 hat sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, rund 80 % seiner Kollektionen vollständig digital zu entwickeln. Für die Frühjahr/Sommer-2021-Kollektion lag der Anteil bei rund 50%.

Fokusthemen in der Forschung und Entwicklung

Um der wachsenden Bedeutung der Casualisierung gerecht zu werden, ist die Forschungs- und Entwicklungsarbeit des Unternehmens zunehmend darauf ausgerichtet, den Anteil der Casualwear im Produktangebot von BOSS und HUGO sukzessive zu erhöhen und durch den Einsatz innovativer Materialien den Tragekomfort weiter zu verbessern. Dabei sollen die Grenzen zwischen traditioneller Business- und moderner Casualwear weiter aufgeweicht werden. Das Angebot der klassischen Konfektion wird dabei zunehmend um innovative Casual-Tailoring-Kombinationen erweitert. So hat BOSS bereits vor einigen Jahren erfolgreich den „Broken Suit“ eingeführt, bei dem verschiedene Teile aus dem Formalwear- und Casualwear-Segment frei miteinander kombiniert werden können, wie etwa ein Blouson mit einer Tunnelzughose. Dabei kann jedes Teil des Broken Suits einzeln getragen oder aber vielseitig kombiniert werden und damit einen kompletten Anzug darstellen. Mit einem klaren Fokus auf Tragekomfort und Beweglichkeit soll dieses Konzept auch im Jahr 2021 weiter ausgebaut werden. Bereits heute bietet BOSS mit dem „Washable Suit“ einen Anzug an, der selbst unmittelbar nach dem Waschgang seine Form behält. Auch das „Stretch Tailoring“ Angebot von BOSS ist durch den Einsatz flexibler Materialien speziell auf die Bedürfnisse des Alltags ausgerichtet.

Um den gestiegenen Kundenansprüchen bestmöglich gerecht zu werden, sind die F&E-Aktivitäten auch darauf ausgerichtet, den Anteil nachhaltiger Produkte in den Kollektionen konsequent auszubauen. So hat etwa BOSS sein Engagement für mehr Nachhaltigkeit in seinen Kollektionen weiter fortgesetzt und im Frühjahr 2020 die „Responsible Tailoring“-Kampagne vorgestellt. Im Mittelpunkt der Kampagne standen dabei sogenannte „Traceable Wool“-Produkte sowie ein komplett veganer Anzug. Traceable Wool bedeutet, dass die verwendete Wolle vom Ursprung über die Herstellung bis zum fertigen Produkt sorgfältig geprüft wird und sich ihr Weg damit auch für den Konsumenten von Anfang bis Ende nachverfolgen lässt. Mit seinem ersten veganen Anzug ist es der Marke BOSS zudem gelungen, vollständig auf tierische Materialien in der Textilproduktion zu verzichten. Der am Standort in Metzingen gefertigte Anzug wurde 2020 von der Tierschutzorganisation PETA mit dem „PETA-Approved Vegan“-Label ausgezeichnet. Insgesamt ist es BOSS und HUGO im Jahr 2020 gelungen, bei der Entwicklung ihrer Herbst/Winter-2021-Kollektionen den Anteil der Produkte aus nachhaltigen Materialien im Vergleich zum Vorjahr mehr als zu verdoppeln. Nachhaltigkeit

Kooperationen und Kollaborationen

Zur weiteren Steigerung der Begehrlichkeit seiner Marken BOSS und HUGO setzt das Unternehmen im Rahmen seiner F&E-Aktivitäten zunehmend auf Kooperationen und Kollaborationen mit angesagten Marken und Unternehmen sowie einflussreichen Persönlichkeiten und Künstlern. Dadurch sollen zusätzliche kreative Impulse gegeben werden und die Attraktivität beider Marken insbesondere im Casual- und Athleisure-Bereich nachhaltig erhöht werden. Für das Jahr 2021 konnte BOSS gleich zwei wegweisende Kooperationen bekannt geben. Dies umfasst zum einen die Partnerschaft mit der amerikanischen Sportswear-Marke Russell Athletic, in deren Rahmen eine exklusive Kapselkollektion mit der Pre-Fall-2021-Saison eingeführt wird. Die BOSS x Russell Athletic-Kapsel umfasst neben Bekleidung auch Schuhe und Accessoires und setzt dabei einen klaren Fokus auf Casualwear. Die Designs verbinden die Stärken beider Partner – die Tailoringexpertise von BOSS mit der Sportswear-Ästhetik von Russell Athletic. Um die Begehrlichkeit der Marke BOSS vor allem im wichtigen US-Markt weiter auszubauen, hat sich BOSS zudem mit der National Basketball Association (NBA) zu einer Kooperation zusammengeschlossen. Im Rahmen dieser Partnerschaft sind zwei von BOSS und der NBA co-gebrandete Kapselkollektionen für das Jahr 2021 vorgesehen. Diese werden sowohl das Logo der NBA als auch die Logos diverser Profiliga-Teams der NBA tragen.

Im Bereich der Womenswear hat BOSS im Jahr 2020 erstmals mit der deutschen Mode-Influencerin Caro Daur zusammengearbeitet und eine exklusive Kollektion auf den Markt gebracht. Die „BOSS curated by Caro Daur“-Kapselkollektion bestand aus insgesamt 17 Teilen – vom locker sitzenden Trenchcoat aus Stretch-Baumwolltwill über das klassische schwarze Kleid mit hohem Kragen und Rückenausschnitt bis hin zum einreihigen Blazer mit Spitzenrevers. HUGO hat auch im Jahr 2020 seine Partnerschaft mit dem britischen Musiker und Künstler Liam Payne weiter ausgebaut und im Rahmen dessen vergangenen November seine mittlerweile dritte HUGO x Liam Payne-Kapsel auf den Markt gebracht. Um den steigenden Nachhaltigkeitsanforderungen der Kunden gerecht zu werden, wurde die in Kollaboration mit Liam Payne gemeinsam entwickelte Kollektion zur Unterstützung der Initiative „Cotton made in Africa“ entwickelt. Für jeden verkauften Artikel erhält die Initiative eine Spende, die die Ausbildung afrikanischer Baumwollbauern in nachhaltigen Anbaumethoden finanziert.

F&E-Kennzahlen

In den Kreativ- und Entwicklungsabteilungen des HUGO BOSS Konzerns arbeiten gelernte Modedesigner, Schneider, Schuh- und Bekleidungstechniker sowie Ingenieure.

Mit 76 % machten die Personalaufwendungen im abgelaufenen Geschäftsjahr den größten Teil der Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen aus (2019: 72 %). Der Rest entfällt im Wesentlichen auf sonstige Abteilungsaufwendungen. Auch im Jahr 2020 wurde der Großteil der Kosten für Forschung und Entwicklung zum Zeitpunkt der Entstehung als Aufwand erfasst. Die produktionsbezogenen Entwicklungsaufwendungen sind darüber hinaus in den Herstellungskosten der Vorräte enthalten. Aufgrund der kurzen Produktlebenszyklen wurden keine Entwicklungskosten als selbsterstellte immaterielle Vermögenswerte aktiviert.

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