Geschäftsbericht 2020

Unternehmenssteuerung

  • Nachhaltige Steigerung des Unternehmenswerts als Leitmaxime von HUGO BOSS
  • Umsatz und EBIT wichtigste Steuerungsgrößen für langfristige Maximierung des Free Cashflows
  • Konzernplanung, Berichtswesen und Investitionscontrolling bilden Kernelemente der Unternehmenssteuerung

Zentrale Steuerungsgrößen

Ziel des Managements von HUGO BOSS ist die nachhaltige Steigerung des Unternehmenswerts. Das unternehmensinterne Steuerungssystem soll den Vorstand und die Leitung der Geschäftseinheiten bei der Ausrichtung aller Unternehmensprozesse auf dieses Ziel unterstützen. Zur Steigerung des Unternehmenswerts konzentriert sich der Konzern auf die langfristige Maximierung des Free Cashflows. Ein dauerhaft positiver Free Cashflow soll die finanzielle Unabhängigkeit und jederzeitige Zahlungsfähigkeit des HUGO BOSS Konzerns sichern.

Definition Free Cashflow

 

 

Cashflow aus betrieblicher Geschäftstätigkeit

+

 

Cashflow aus Investitionstätigkeit

 

Free Cashflow

Maßgeblich für die Verbesserung des Free Cashflows ist dabei die Steigerung von Umsatz und operativem Ergebnis (EBIT). Darüber hinaus unterstützen ein konsequentes Management des kurzfristigen operativen Nettovermögens (Trade Net Working Capital) sowie eine wertorientierte Investitionstätigkeit die Free-Cashflow-Entwicklung. HUGO BOSS hat somit insgesamt vier zentrale Steuerungsgrößen zur Steigerung des Free Cashflows identifiziert: Umsatz, EBIT, kurzfristiges operatives Nettovermögen und Investitionen.

Im Geschäftsjahr 2020 haben die negativen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zu einem wesentlichen Rückgang von Umsatz, EBIT und Free Cashflow geführt. Um möglichst zügig zu Wachstum und Gewinn zurückzukehren, fokussiert sich HUGO BOSS auf die konsequente Umsetzung dreier strategischer Prioritäten: die Steigerung der Begehrlichkeit seiner beiden Marken BOSS und HUGO, das konsequente Ausschöpfen globaler Wachstumschancen sowie die Sicherstellung der Effizienz und größtmöglichen Flexibilität seiner operativen Prozesse. Konzernstrategie

HUGO BOSS strebt danach, seine Profitabilität nachhaltig zu erhöhen, und misst daher der profitablen Steigerung des Umsatzes besondere Bedeutung bei. Alle Maßnahmen zur Umsatzsteigerung werden folglich auch an ihrem Potenzial gemessen, das EBIT und die EBIT-Marge, sprich das Verhältnis des EBIT zum Umsatz, nachhaltig zu steigern.

Definition EBIT

 

 

Ergebnis vor Steuern

– 

 

Finanzergebnis

=

 

Ergebnis der betrieblichen Geschäftstätigkeit (EBIT)

Zur mittelfristigen Steigerung der EBIT-Marge fokussiert sich das Unternehmen auf die nachhaltige Steigerung des Rohertrags sowie auf einen effizienteren Einsatz der operativen Aufwendungen, insbesondere im Bereich der Vertriebs- und Marketingaufwendungen. Letzteres zielt maßgeblich darauf ab, die Rentabilität im eigenen Einzelhandel zu verbessern und die Organisationsstruktur weiter zu optimieren.

Das kurzfristige operative Nettovermögen (Trade Net Working Capital) stellt für HUGO BOSS die bedeutendste Kennzahl zur Steuerung eines effizienten Kapitaleinsatzes dar.

Definition kurzfristiges operatives Nettovermögen

 

 

Vorräte

+

 

Forderungen aus Lieferungen und Leistungen

 

Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen

=

 

kurzfristiges operatives Nettovermögen

Das Management der Vorräte sowie der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen liegt primär in der Verantwortung der Konzerngesellschaften und der zuständigen operativen Zentralbereiche. Letztere verantworten zudem das Management der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen. Die Steuerung dieser drei Bilanzpositionen erfolgt primär über die Kennzahlen Vorratsreichweite, Forderungsreichweite und Verbindlichkeitenreichweite. Zur Optimierung des Vorratsvermögens existiert zudem ein spezifischer Genehmigungsprozess für den Einkauf der Vorräte des eigenen Einzelhandels. Er umfasst neben der Berücksichtigung von Abverkaufsquoten auch das erwartete Umsatzwachstum sowie das prognostizierte Rabattniveau.

Die Führungskräfte des HUGO BOSS Konzerns tragen gemeinschaftlich direkte Verantwortung für ein profitables Unternehmenswachstum. Folglich ist die kurzfristige variable Vergütung (Short-Term-Incentive-Programm, STI) der Führungskräfte aller vier Managementebenen an die Erreichung der Ziele für Umsatz und EBIT gekoppelt. Das Verhältnis von kurzfristigem operativen Nettovermögen zum Umsatz bildet die dritte Komponente der kurzfristigen variablen Vergütung. Die Vergütung der Führungskräfte der ersten und zweiten Managementebene umfasst zudem ein Long-Term-Incentive-Programm (LTI), das in seiner Ausgestaltung dem des Vorstands entspricht. Vergütungsbericht, Erfolgsabhängige (variable) Vergütungskomponenten

Schwerpunkte der Investitionstätigkeit bilden die Renovierung und Modernisierung bestehender Einzelhandelsstandorte, selektive Neueröffnungen von Einzelhandelsgeschäften und der Ausbau der IT-Infrastruktur im Zuge der weiteren Digitalisierung des Geschäftsmodells. Für wesentliche Investitionsvorhaben existiert ein spezifischer Genehmigungsprozess. Er umfasst neben qualitativen Analysen, beispielsweise im Hinblick auf potenzielle Standorte von Stores, auch die Analyse des Kapitalwerts eines jeden Projekts. Finanzlage, Investitionen

Vor dem Hintergrund der negativen Auswirkungen der Pandemie auf Umsatz, EBIT und Free Cashflow hat HUGO BOSS seine Dividendenzahlung für das Geschäftsjahr 2019 ausgesetzt, mit Ausnahme der gesetzlichen Mindestdividende von 0,04 EUR je Aktie. Mit Blick auf das insgesamt äußerst herausfordernde Geschäftsjahr 2020 und angesichts der anhaltend hohen Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem weiteren Verlauf der Pandemie beabsichtigen Vorstand und Aufsichtsrat, der Hauptversammlung 2021 vorzuschlagen, auch für das Geschäftsjahr 2020 lediglich die gesetzliche Mindestdividende in Höhe von 0,04 EUR je Aktie zu zahlen. Dadurch will das Unternehmen seine Innenfinanzierungskraft weiter stärken. Ungeachtet dessen bleibt HUGO BOSS jedoch zuversichtlich, auf der Grundlage einer fortschreitenden Erholung seines Geschäfts und dank seines allgemein starken cashflow-generierenden Geschäftsmodells auch künftig einen deutlich positiven Free Cashflow zu generieren. Dies wiederum sollte es HUGO BOSS ermöglichen, zu seiner ertragsorientierten Dividendenpolitik zurückzukehren, die darauf abzielt, die Aktionäre angemessen an der Gewinnentwicklung des Konzerns zu beteiligen. Der erwirtschaftete Free Cashflow soll folglich auch zukünftig primär zur Finanzierung der Dividendenausschüttung verwendet werden. Darüber hinaus verfügbare liquide Mittel werden zur weiteren Verringerung der Verschuldung genutzt oder aber als Barreserve gehalten. Der Konzern analysiert in mindestens jährlichem Abstand seine Bilanzstruktur im Hinblick auf deren Effizienz und Eignung, zukünftiges Wachstum zu unterstützen und gleichzeitig eine ausreichende Sicherheit für den Fall einer schlechter als erwartet ausfallenden wirtschaftlichen Entwicklung zu gewährleisten. Finanzlage, Kapitalstruktur und Finanzierung

Kernelemente des unternehmensinternen Steuerungssystems

Die Planungs-, Steuerungs- und Überwachungsaktivitäten des Konzerns fokussieren sich auf die Optimierung der beschriebenen zentralen Steuerungsgrößen. Die Kernelemente des unternehmens­internen Steuerungssystems sind die Konzernplanung, das konzernweite, IT-gestützte Berichtswesen und das Investitionscontrolling.

Die Konzernplanung von HUGO BOSS bezieht sich grundsätzlich auf einen rollierenden Dreijahreszeitraum und wird im Rahmen des jährlichen konzernweiten Budgetprozesses unter Berücksichtigung der aktuellen Geschäftslage und der mittelfristigen Ziele von HUGO BOSS erstellt. Auf Basis von Zielvorgaben des Vorstands erstellen die Konzerngesellschaften vollständige Ergebnis- und Investitionsplanungen für die von ihnen verantworteten Absatzmärkte oder Geschäftsbereiche. Ebenso erfolgt die Planung des kurzfristigen operativen Nettovermögens. Darauf aufbauend erarbeiten die Entwicklungs- und Beschaffungseinheiten eine mittelfristige Kapazitätsplanung. Das Konzerncontrolling prüft sämtliche dieser Planungen auf Plausibilität und aggregiert sie zur Gesamtkonzernplanung. Letztere wird in regelmäßigen Abständen vor dem Hintergrund der tatsächlichen Geschäftsentwicklung und etwaiger Chancen und Risiken aktualisiert.

Auf Basis der erwarteten Cashflow-Entwicklung erstellt HUGO BOSS regelmäßig Prognosen zur Entwicklung der Liquiditätssituation. So sollen finanzielle Risiken frühzeitig erkannt und Maßnahmen hinsichtlich des Finanzierungs- beziehungsweise Anlagebedarfs getroffen werden. Finanzlage

Der Vorstand und die Leitung der Konzerngesellschaften werden monatlich in Form von standardisierten, IT-gestützten Berichten unterschiedlicher Detailstufen über den operativen Geschäftsverlauf informiert. Ad-hoc-Analysen ergänzen das Berichtswesen. Die durch das konzernweite, IT-gestützte Berichtswesen generierten Ist-Daten werden dabei monatlich mit den Plandaten verglichen. Zielabweichungen werden erläutert und geplante Gegenmaßnahmen dargestellt. Entwicklungen mit wesentlichem Einfluss auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage werden unverzüglich an den Vorstand berichtet.

Besonderer Fokus liegt auf der Analyse von Frühindikatoren, die geeignet sind, einen Hinweis auf die zukünftige Geschäftsentwicklung zu geben. In diesem Zusammenhang erfolgt die Analyse der Umsatzentwicklung im eigenen Einzelhandel, der Auftragsentwicklung im Großhandelsgeschäft und der Entwicklung des Replenishment-Geschäfts in mindestens wöchentlichem Rhythmus. In regelmäßigen Abständen wird zudem ein Vergleich mit der Entwicklung relevanter Wettbewerber durchgeführt. Mithilfe der kontinuierlichen Überwachung der Frühindikatoren sollen Planabweichungen rechtzeitig erkannt und entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.

Das zentrale Investitionscontrolling bewertet geplante Investitionsprojekte hinsichtlich ihres Beitrags zur Erreichung der Renditeziele des Konzerns. Dabei werden ausschließlich Projekte initiiert, die einen positiven Beitrag zur Steigerung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Konzerns erwarten lassen. Zudem wird in regelmäßigen Abständen die Profitabilität bereits realisierter Projekte durch nachgelagerte Analysen überprüft. Bei negativen Abweichungen von den ursprünglich gesetzten Renditezielen werden entsprechende Gegenmaßnahmen ergriffen.

Im Jahr 2020 fand aufgrund der hohen Unsicherheit in Bezug auf den Verlauf der COVID-19-Pandemie und deren Auswirkungen auf das Geschäft von HUGO BOSS ein äußerst enger Austausch zwischen Vorstand, Konzerncontrolling sowie dem Management der Zentralbereiche und der Konzerngesellschaften statt. Aufgrund der weltweit hohen Dynamik des Pandemiegeschehens wurde die Unternehmensplanung unterjährig regelmäßig überprüft und aktualisiert. Dabei wurden mithilfe von Szenarioanalysen unterschiedliche Pandemieverläufe und deren potenzielle Auswirkungen auf die zentralen Steuerungsgrößen des Konzerns simuliert.

Auch hat HUGO BOSS im Jahr 2020 besonderes Augenmerk auf die Cashflow-Entwicklung gelegt. So hat das Unternehmen frühzeitig umfangreiche Maßnahmen zur Sicherung des Cashflows im Gesamtvolumen von mehr als 600 Mio. EUR eingeleitet und diese im Jahresverlauf erfolgreich umgesetzt. Dabei hat das Unternehmen vor allem die operativen Aufwendungen stark reduziert, nicht geschäftskritische Investitionen aufgeschoben, den Bestandszufluss erheblich verringert und die Dividendenzahlung für das Geschäftsjahr 2019, mit Ausnahme der gesetzlichen Mindestdividende in Höhe von 0,04 EUR je Aktie, ausgesetzt. Dadurch ist es HUGO BOSS gelungen, die finanzielle Stabilität und Flexibilität des Unternehmens auch während der Pandemie jederzeit zu wahren. Vergleich des tatsächlichen mit dem prognostizierten Geschäftsverlauf Finanzlage, Kapitalflussrechnung und Free Cashflow

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